Erfahrungsarchitektur und Ich – Tatjana Schimkat, Designerin

„Zum Wäsche waschen müssen wir alle in den Keller.“

Was ist Erfahrungsarchitektur für Dich?

Heute habe ich eine Erfahrungsarchitektur gemacht. Gestern ist es mir passiert und morgen werde ich sie suchen.

künstlich – Für mich ist Erfahrungsarchitektur nicht fix. Sie existiert real und auch in der Vorstellung. Mit der eigentlichen Architektur hat sie insofern nur gemeinsam, dass in beiden Fällen etwas künstlich erschaffen wird: im Geist oder in der Realität/von mir selber oder von jemand Anderem. Damit ist sie ortsunabhängig, frei verfügbar und frei von einer Gewinnorientierung/Ergebniserwartung. Eigentlich kann nicht mal eine Erfahrung erwartet werden.

selbst / fremd – Ich kann selber ein Haus bauen, eine Wohnung anmieten oder einfach die nächstbeste Höhle beziehen. Das Bauen steht für die eigengestaltete, das Mieten für eine fremdgestalte und die Höhle für eine natürlich vorhandene und im Geist gestaltete Erfahrungsarchitektur.

individuell / kollektiv – Erfahrungsarchitektur ist ein individuelles Erlebnis, das dennoch geteilt werden kann. Klaro. Es wohnen ja auch mehrere Parteien in einem Mietshaus. Zum Wäsche waschen müssen wir alle in den Keller. Wir machen da alle die gleiche Erfahrung, oder? Mich stört das nicht, aber Frau Braun hasst den Geruch da unten, während Frau Knoppe noch nicht einmal weiß wo der Keller ist und von Hand wäscht.
Ich und Ulli oder Ulli und ich wohnen jetzt aber in einer Höhle. Da geht es uns aber wie Frau Braun und Frau Knoppe: wir wohnen beide da, aber fix nicht in der gleichen Höhle!

impuls – Er hat zum Beispiel noch nie die Wände angefasst. Ich schon. Morgen fordere ich ihn dazu auf. Ich glaube er wird sie auch als rau empfinden oder so etwas Ähnliches sagen. Aber ist sein rau mein rau? Es wird ein nettes Experiment, eine geteilte Erfahrung. Ein Impuls

bedeutung – Vielleicht versuche ich ihm mein rau zu beschreiben, vielleicht ist es aber auch egal und wir teilen nur. Ich werde mich daran erinnern, weil mich diese Wand beschäftigt. Ulli hat es mehr mit dem Boden, aber vielleicht ändert sich das auch, wenn er die Wand anfasst.

sinne – Ist die Vorstellung auch ein Sinn? Dann würde ich nämlich definitv festlegen, dass Erfahrungen mit den Sinnen gemacht werden. Also mit Ohren, Augen, Nase, Haut und auch Herz und Kopf. Das spielt da irgendwie alles zusammen.

übung – Das ist so etwa das was mir in den Kopf kommt, wenn ich an Erfahrungsarchitektur denke. Für eine Höhle muss man schon etwas offener sein. Vielleicht auch etwas Übung haben. Auch ein Hausbau ist nicht für Jeden erstrebenswert. Aber für Jeden machbar. Davon bin ich überzeugt. Es kommt ja nicht auf das Ergebnis an!

Welche Mittel/Strategien setzt Du in deinem Tun ein um Erfahrungen zu bauen?

Ich lege mich natürlich auf den Boden und erklettere die Türrahmen! Ehrlich. Perspektivenwechsel!

Kann Erfahrungsarchitektur die Welt retten?

Auf jeden Fall! Weil sie glücklich macht, die Sinne schärft und Flexibilität in Kopf und Herz bringt. Das Zeitalter der Vernunft ist vorbei! Es lebe die Erfahrung! Peace, love and happyness.